Oder: Wat de Buer nich kennt, dat frät er nich!
Offener Trostbrief an die Chormitglieder
Einige unserer Sänger sind derzeit verunsichert und etwas demotiviert, weil in der Schülerschaft wieder einmal Stimmung gegen den Chor gemacht wird, sie fühlen sich nicht angenommen, da sie angeblich nicht "modern" genug wären, um bei ihren Mitschülern anzukommen.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass man natürlich anerkannt werden möchte für das, was man macht, aber es sind sicher genau die Mitschüler, die sich nicht einmal die Mühe machten, beispielsweise zu unserem Jubiläumskonzert zu kommen. Als Besucher hatten wir dort magere 3 oder 4 Schüler unserer Schule entdeckt, trotz langfristiger Werbung. Dort hätten sie die Vielfalt unseres damaligen Repertoires kennenlernen können. Aber nein - sie erlauben sich lieber so ein Urteil!
Trotz Musikunterrichtes (oder wegen viel zu wenig Unterrichts in dieser Richtung?) geht der musikalische bzw. geistige Horizont einiger über ihre eingefahrenen Hörgewohnheiten nicht hinaus, bzw. sie üben Null Toleranz gegenüber der Arbeit anderer.
Alles, was sie so nicht kennen, ist für sie "unmodern" und langweilig. Genau das, was sie tagtäglich hören, wollen sie auch noch vom Chor haben, ist das nicht ein bisschen engstirnig?
Ein Chor ist keine Pop- oder Rockband. Ein Schulchor schon gar nicht.
Es ist erschreckend, wie wenig Hörerfahrung (und mit den Jahren immer weniger) viele Schüler in dieser Richtung mitbringen und wie gering die Bereitschaft ist, für etwas anderes oder Neues offen zu sein.
Es ist nicht zu fassen: Vor zwei Jahren haben wir uns mal gewagt, zwei Volkslieder zu singen, zum Schulfest Thema "Wald", da sie so gut zum Thema passten. Noch heute müssen wir uns dazu Anfeindungen und Abfälligkeiten gefallen lassen!
"Modern" ist doch nicht das, was einige Stimmungsmacher zum "einzigen" Musikgeschmack erheben.
Überlegt auch mal - müsst ihr eigentlich unbedingt bei "denen" "ankommen"? Ihr werdet auch in Zukunft damit leben müssen, dass nicht immer alle akzeptieren oder verstehen, geschweige denn anerkennen, was ihr tut.
Lasst euch nicht zu sehr davon beeindrucken, seid stolz auf euch! Ihr habt schöne "moderne" Gegenwarts- Chorliteratur gesungen- ich sage nur: Lorenz Maierhofer- bessere Gegenwartsliteratur für Schulchöre gibt es aus meiner Sicht nicht.
Jeder, der sich unsere Liederfolgen der Programme ernsthaft ansieht, kann erkennen, dass dies kein "verstaubtes" Repertoire ist!
Lasst euch nicht länger "runterziehen" von diesen selbsternannten "Musikexperten"!
Musik existiert doch nicht nur, um zu unterhalten, ein leichtes Freizeitvergnügen zu bereiten oder Hintergrundmusik zu sein.
Viele unserer Schüler haben es nicht gelernt,richtig in die Musik hineinzuhören, aufmerksam zuzuhören. Und immer dann, wenn man Musik unaufmerksam und desinteressiert hört, nur dann kommt es einem vor, als ob dies alles langweilig und uninteressant sei.
Überlegt euch also in Ruhe noch einmal,worin nun tatsächlich das angeblich Langweilige und Uninteressante unserer Chormusik seine wahre Ursache hat!
Der Komponist, der einen Chorsatz schreibt, muss zunächst einmal sehr viel lernen. Die ausübenden Interpreten, in unserem Falle wir, der Chor, müssen ebenfalls sehr viel lernen- Ihr alle könnt "ein Lied davon singen". Nicht zuletzt muss aber auch der Zuhörer sehr viel lernen, er muss ganz einfach lernen, zuzuhören!
Bei uns gibt es "Zuhörer", die es nicht einmal fertigbringen, die Pause zwischen zwei Liedern abzuwarten, wenn sie polternd und plappernd in die Pausenhalle kommen. Einmal werden dadurch die anderen Zuhörer gestört und zum anderen auch der Chor. Je mehr solcher teilnahmsloser, unaufmerksamer Zuhörer im Saal sitzen, desto schwieriger wird es für den Chor, sauber zu singen bzw. für den Leiter, überzeugend zu dirigieren. In solchen Fällen können keine Verbindungen zwischen Ausführenden und Zuhörern entstehen, "keine Funken überspringen", "keine Ströme fließen".
Haben das unsere "jungen Chorfeinde" nun richtig verstanden?
Haben sie begriffen, dass, wenn sie in den Tag hineinleben, ohne sich ernsthaft mal mit etwas anderer Musik zu befassen, diese nichts von ihrem Wert und ihrer Wirkung einbüßt, sie weder geringer noch schlechter wird, nur durch ihre Ablehnung?
Wissen sie, dass nur ihnen selbst sehr viel dabei verloren geht und sie selbst dadurch weder besser und gebildeter noch wertvoller werden?
Wenn jemand sich nicht auf etwas einlässt, dann kann er es auch nicht kennenlernen und schon gar nicht wertschätzen!
Zum Trost überdenkt doch mal diesen Spruch:
Wenn dich die Lästerzunge sticht,
so lass dir eines sagen:
Die schlechten Früchte sind es nicht,
woran die Wespen nagen!
und diesen.....
Allen Leuten recht getan
ist eine Kunst,
die niemand kann!
(Einige Passagen des Textes sind dem Buch entnommen bzw. entlehnt:" Über die drei Wale und vieles andere", Ein kleines Musikbuch, von Dmitri Kabalewski)
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hallo liebe Frau Arndt..
AntwortenLöschenich finde es richtig klasse wie du dich für deinen Chor einsetzt
Neider und spötter wird es immer geben;liebe chorliebhaber lasst euch davon nicht aus der ruhe bringen!!
Eure Chorleiterin investiert eine menge zeit,leidenschaft und herzblut,sitzt oft bis in die nacht um sich für die nächste chorprobe oder den nächsten auftritt vorzubereiten.
Ich bitte darum für den chor einzustehen und frau Arndt angemessen den Rücken zu stärken!!!
lg Martin
Chapeau für diese wahren Worte! Schade, dass so viele mit Scheuklappen durchs Leben laufen und die Vielfalt (in der Musik) nicht erkennen. Und wenn mal was nicht gefällt, sollte man zumindest respektieren, dass es vielleicht jemand anderem gefällt!
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